In diesem Jahr gedenken wir eines bedeutenden Wendepunkts der Geschichte: dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht ein Krieg, der unermessliches Leid über die Welt gebracht hatte. Doch mit dem Ende des Schreckens begann zugleich ein Neubeginn. Heute erinnern wir uns nicht nur an die Opfer, sondern auch an die Hoffnung und Verantwortung, die uns bis heute leiten.
Berndorf im Zweiten Weltkrieg: Zerstörung und Angst
In den ersten Kriegsjahren blieb Berndorf von direkten Angriffen weitgehend verschont, doch ab 1943 änderte sich die Lage dramatisch. Bomben fielen in der Umgebung, und Luftschutzbunker wurden in die Berghänge gesprengt. Der schwerste Angriff traf die Stadt am 10. Mai 1944, als 2.000 Splitterbomben Dächer und Fensterscheiben von 300 Häusern zerstörten.
Neben den Luftangriffen brachte das Jahr 1944 auch eine Naturkatastrophe mit sich: Ein verheerendes Hochwasser am 4. Juli legte die Fabriken lahm und begrub Teile der Stadt unter Schlamm. Der Krieg rückte unaufhaltsam näher. Flüchtlingstrecks aus dem Osten strömten durch Berndorf, während immer mehr Fliegeralarme das Leben der Bevölkerung bestimmten.
Als am 1. April 1945 russische Panzer Wiener Neustadt erreichten, begann die Evakuierung der Stadt. Einige flüchteten in die Wälder, andere blieben zurück und erlebten Chaos, Plünderungen und letzte Gefechte. Am 3. April bombardierten russische Flugzeuge Berndorf überraschend, wobei neun Menschen starben. Kurz darauf begannen heftige Kämpfe: Die Wehrmacht sprengte die Triestingbrücken, während SS-Einheiten sich in den umliegenden Wäldern verschanzten.
Stunde Null
Am 8. April 1945 besetzten sowjetische Truppen Berndorf und errichteten eine Stadtkommandantur. Kurz darauf wählte ein geheimer Ausschuss Karl Mitter zum Bürgermeister, mit Konrad Nimetz als Vize. Doch nach Mitters Rücktritt am 24. April übernahm Nimetz kommissarisch die Führung. Der neu gewählte Gemeinderat bestätigte ihn später als Bürgermeister, an seiner Seite Ernst Beron und Ferdinand Passnocht als Vizebürgermeister.
Doch die politischen Ämter waren in diesen Tagen nur ein Detail – im Mittelpunkt stand eine Stadt, die am Boden lag. Berndorf war ohne Wasser, ohne Strom, ohne Lebensmittel. Brücken waren zerstört, Transportwege unterbrochen, Geld und Ressourcen fehlten. Es blieb nur der Wille der Menschen, die versuchten, aus dem Nichts einen Neuanfang zu wagen.
Freiwillige Helfer formierten sich zu Arbeitsgruppen, nicht für Lohn, sondern für einen Teller warmer Suppe und ein Stück Brot. Männer und Frauen räumten Trümmer, beseitigten Kriegsmaterial und beerdigten die Opfer der Kämpfe. Rückkehrer fanden ihre Häuser geplündert und ausgeraubt vor, ohne Vorräte, ohne Perspektive.
Um die größte Not zu lindern, richtete die Gemeinde eine Gemeinschaftsküche in der alten Garage ein – ein Ort der Hoffnung inmitten der Zerstörung. Dort erhielten die Menschen eine warme Mahlzeit.
Neubeginn in Trümmern
Nach dem Krieg wurden die Schulen in Berndorf umfassend renoviert. Das Realgymnasium, das durch einen Bombentreffer beschädigt war, wurde 1946 repariert, Fenster wurden ersetzt und ein Festsaal wurde geschaffen. Die St. Veit-Schule, die vollständig ausgebrannt war, wurde bis 1948 wiederaufgebaut und modernisiert. Die Knabenschule am Griesfeld, die als Lazarett und Offiziersschule genutzt wurde, wurde 1948 nach schwerer Beschädigung wiederhergestellt. Die Mädchenschule wurde ebenfalls instand gesetzt und diente für drei Jahre als gemeinsame Schule für Knaben und Mädchen. Notklassen wurden in verschiedenen Gebäuden eingerichtet, und für die Berufsschule wurden Lehrwerkstätten geschaffen.
Nach der Sprengung der Brücken wurde die Hauptbrücke provisorisch repariert, und die Freiheitsbrücke wurde 1948 wieder aufgebaut und feierlich eröffnet. Das Postamt wurde renoviert, und eine Aufbahrungshalle auf dem Friedhof wurde in zwei Jahren errichtet. Zudem wurde der Friedhof Berndorf II um 2000 Quadratmeter erweitert und mit einer neuen Umfassungsmauer versehen.
Langsam kehrte das Leben zurück. Geschäfte nahmen ihren Betrieb auf und die ersten Spuren von Alltag kehrten in die Stadt ein. Berndorf begann, sich aus der Asche des Krieges zu erheben – nicht durch große Gesten, sondern durch den unerschütterlichen Mut seiner Menschen.
Erinnern und Verantwortung
80 Jahre nach dem Kriegsende blickt Berndorf auf die dunklen Zeiten zurück, doch auch auf die Stärke und den Mut der Menschen, die den Wiederaufbau ermöglichten. Das Jubiläumsjahr soll nicht nur ein Zeichen des Gedenkens sein, sondern auch ein Appell: aus der Geschichte zu lernen, den Frieden zu wahren und eine bessere Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Fotogalerie 80 Jahre Kriegsende